Deka Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater blickt auf das Finanzgeschehen 2018 zurück und gibt einen Ausblick auf 2019.
Wer 2018 an den Kapitalmärkten positive Renditen erzielen wollte, musste schon eine sehr exotische Auswahl treffen. Denn 2018 warfen lediglich Aktien aus Jamaika oder Mazedonien ein Plus von je 37 Prozent ab. Dies lag möglicherweise an der bescheidenen Größe dieser Aktienbörsen: Im mazedonischen Index befinden sich gerade einmal zehn Unternehmen und der jamaikanische Markt beinhaltet 31 Aktiengesellschaften des Landes. Das war rückblickend betrachtet auch schon fast alles an positiven Nachrichten von den Finanzmärkten.
Im Kapitalmarktjahr 2018 steckte der Wurm drin
Denn ansonsten fielen die Renditen der unterschiedlichen Anlageklassen aus Sicht eines europäischen Anlegers enttäuschend aus. Mitte Dezember lagen deutsche Aktien gemessen am DAX um über 15 Prozent unter ihrem Stand vom Jahresanfang. Nicht nur die großen Unternehmen des DAX, sondern auch die zweite Reihe des M-DAX oder S-DAX (jeweils rund minus 15 Prozent) mussten Federn lassen. Auf der Anleihenseite wiesen Unternehmensanleihen ein Minus von 1,3 Prozent auf. Im hochverzinslichen Bereich sogar von 3 Prozent. Türkische Euro-Anleihen mussten einen Rückgang von 5 Prozent hinnehmen. Nicht einmal Edelmetalle konnten ihren Wert halten. Gold und Silber verloren 2 beziehungsweise 10 Prozent an Wert. Auch Rohöl war nach einem beispiellosen Preisverfall in den vergangenen Monaten des Jahres 2018 um insgesamt 12 Prozent billiger als zu Jahresanfang. Selbst die von einer exklusiven Anlegerschaft gepriesene Alternativwährung, der Bitcoin, verzeichnete dramatische Einbrüche. Eine solche Konstellation von Verlusten in allen Anlageklassen hat es noch nicht gegeben. Lediglich die guten alten deutschen Staatsanleihen konnten selbst mit einem Mini-Plus von gut einem Prozent gegenüber vielen Anlageklassen noch glänzen.
Geldpolitik belastet die Märkte
Für die Kursrückgänge auf breiter Basis sind nicht nur die politischen Themen des Jahres – Handelspolitik, Brexit, Italien – verantwortlich, sondern eine ebenfalls einzigartige makroökonomische Konstellation. Seit der Finanzkrise im Jahr 2009 haben weltweit die Notenbanken mit historisch nie dagewesenen Expansionsmaßnahmen Wirtschaft und Finanzmärkte gestützt. Mit zunehmendem Abstand von der Krise und mit zunehmender Normalisierung des Wirtschaftsgeschehens ist diese extreme Geldpolitik nicht mehr notwendig. Nachdem die US-Notenbank (Fed) bereits seit drei Jahren die Schubumkehr eingeleitet hat, signalisierte 2018 auch die Europäische Zentralbank (EZB), dass sie mit einer Rückführung der Stützungskäufe von Anleihen einen ähnlichen Weg einschlägt wie die Fed. Diese geldpolitische Wende ist es, die Irritationen und Trendwechsel an den Kapitalmärkten hervorruft. Auch die Konjunktur muss erst beweisen, dass sie nach vielen Jahren des Aufschwungs ohne geldpolitisches Doping leistungsfähig bleibt. Das alles hat 2018 zu erhöhten Kursschwankungen an Aktien- und Anleihemärkten geführt. Die enttäuschenden Ergebnisse des Anlagejahrs 2018 müssen allerdings im Zusammenhang mit den sehr guten Ergebnissen der Vorjahre gesehen werden. Die Kapitalmärkte mussten einmal Luft holen.
Anlage 2019: Chancen für den langfristigen Portfolioaufbau
Aber diese Atem- beziehungsweise Ertragspause sollte nicht allzu lange anhalten. Zwar könnte es im ersten Halbjahr weiterhin etwas holperig an den Märkten zugehen. Es muss mit Kursbewegungen gerechnet werden, die den DAX auf drei oder sechs Monate auch unter die Marke von 11.000 Punkten drücken können. Mit einer Klärung der Konjunkturperspektiven im Jahresverlauf sollte dann jedoch eine Erholung einsetzen, die den Markt Ende 2018 wieder über 12.000 Punkte steigen lässt. Eine solche Phase eröffnet auch Chancen. Wenn politische Risiken abklingen und Zinssteigerungen vollzogen wurden und zudem die Konjunktur 2019 wieder positive Lebenszeichen von sich geben sollte, kann sich das Kursgeschehen auch schnell wieder ins Positive umkehren. Trotz des verhaltenen Ausblicks sollten Anleger dem Kapitalmarkt nicht den Rücken zukehren. Wer die Ruhe bewahrt und einen Blick auf die Chancen richtet, könnte in den kommenden Jahren dafür belohnt werden.
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