Im dritten Quartal ist die deutsche Wirtschaft erstmals seit 2015 geschrumpft. Doch die Konjunktur ist intakt, analysieren Experten.
Es ist ein kleiner Schock: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands ist im dritten Quartal 2018 im Vergleich zu den drei Monaten davor um 0,2 Prozent zurückgegangen. Kommt jetzt der Abschwung, fragt sich mancher Anleger schon? Deka-Chefvolkswirt Dr.Ulrich Kater gibt da Entwarnung: „Deutschland hat kein Konjukturproblem, sondern ein Automobilproblem”, sagt der Experte.
Der Einbruch zwischen Juli und September war „ein Crash mit Ansage”, so Kater. Der Dieselskandal bringe jetzt auch die Konjunktur durcheinander. Ab dem 1. September sind neue Fahrzeugtypen zudem nur noch dann zum Verkauf zugelassen, wenn sie gemäß des neuen WLTP-Prüfzyklus zertifiziert wurden. WLTP steht für Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure. Da die Zertifizierung in vielen Fällen aber nicht rechtzeitig gelang, wurde schon im Vorfeld die Produktion gedrosselt. So sank der inländische Umsatz der Automobilindustrie im dritten Quartal um fast 11 Prozent. Dieser Einbruch sei indes so nur ein Einmaleffekt, so Kater: „Die aufgrund fehlender Zulassungen gedrosselte Automobilproduktion wird in den kommenden Monaten aufgeholt, das Wachstum dann entsprechend größer sein.” Ohne das Diesel-Desaster ist die deutsche Konjunktur nach der Analyse der Volkswirte weiterhin ordentlich unterwegs: Bremseffekte vom privaten Konsum und vom Außenbeitrag standen im dritten Quartal positive Impulse von den Ausrüstungs-, Bau- und Lagerinvestitionen gegenüber.
Und wie geht es mit der Konjunktur weiter? Die Deka-Experten sehen, dass der deutschen Hochkonjunktur „ein wenig die Puste ausgeht”. Nach einem Mega-Aufschwung von zehn Jahren mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 2,1 Prozent pro Jahr sei das auch kein Wunder. Das Fazit der Fachleute fällt denn auch optimistisch aus: Der deutsche Konjunkturmotor laufe trotz der Fehlzündung im dritten Quartal rund. Allerdings verringere sich die Drehzahl etwas. Und das könne sogar gesund sein: „Nach einer längeren Fahrt im roten Drehzahlbereich mit Knappheitserscheinungen bei Personal, Material und Maschinen ist eine gemächlichere Gangart durchaus der Lebensdauer des Motors zuträglich.”
Hinterlasse einen Kommentar